Der Countdown läuft, ... nur noch neunzehn, jaaaaaaa 19
läppische Tage, an denen ich meine Chemotabletten schlucke. Kein Methotrexat,
kein Endoxan, morgens einfach wieder frühstücken ohne die Medi-Box hinter dem
Teller – äh, lach ... die Box brauche ich gefüllt für die ganze Woche, da ich
anfangs schon mal doppelt gemoppelt habe, weil ich nicht mehr wusste, ob ich
nun schon... oder vielleicht doch oder die andere auch schon ... ohhhhh jeeee
... mein Spatzenhirn. Ich bin froh, dass es bald vorbei ist, empfinde es
irgendwie als Befreiung. Das Jahr mit metronomischer Chemo ist rückblickend
schnell vergangen, überhaupt die Zeit seit der Diagnose, die – ich kann es
eigentlich kaum glauben– nun schon 18 Monate zurückliegt.
Es stand eine Weile zur Diskussion, die Einnahme zu
verlängern, um meinem Sicherheitsbedürfnis entgegen zu kommen. Ein
ausführliches Gespräch mit Onkol Doc
gestern hat mich aber bestärkt, dass mal Schluss sein muss. Entweder haben die
Tabletten geholfen oder eben nicht, daran ändern auch weitere Monate nichts.
Die Gefahr einer Zweiterkrankung durch die Tabletteneinnahme (Leukämie zum
Beispiel) erhöhe sich außerdem mit jedem Monat. Und die lästigen Nebenwirkungen
will „frau“ auch nicht für alle Ewigkeit in Kauf nehmen, die verschwinden eh
erst Monate nach der letzten Einnahme.
Zur Diskussion steht jetzt noch ein CT. Im Grunde wird es heutzutage gar nicht mehr gemacht, erst bei
begründetem Verdacht auf Metastasen, aber ... na ja ... wie soll ich sagen, es
wäre doch auch gut zu wissen, dass eben nichts ist. Die Seele spielt mir ja immer wieder Streiche, wenn es irgendwo ungewöhnlich schmerzt oder mir
zwischendurch schwindelig ist. Seufz. Ganz so einfach ist das aber leider
nicht.
Es gibt immerhin drei mögliche Ergebnisse, die so ein CT
hervorbringen kann:
- keine Auffälligkeiten (wenig der Fall)
>>> wäre befreiend für die nächsten Monate wenigstens
- kleine, undefinierbare Auffälligkeiten (häufig
der Fall), die meist nichts bedeuten, aber dennoch in Einzelfällen was bedeuten
können >>> viel Aufregung und Sorgen um vielleicht nichts, endlose
Folgeuntersuchungen, Nachkontrollen alle paar Monate
- Metastasen (möglich) >>>
ändert nichts an der Prognose, „frau“ gilt dann einfach als unheilbar erkrankt,
letzter Countdown sozusagen, Vorteil aber, dass Bianca sich „vorbereiten“ kann
Was also tun? CT ja oder nein? Wenn ich das doch bloß
wüsste. Doc meint, ich solle es lassen, es ändere nichts, schaffe nur mehr
Aufregung.
Also gehe ich mal in mich, Brainstorming à la Bianca. Wie
ginge ich wohl mit jeder der drei Möglichkeiten um? Hmmm... alles reine
Spekulation, aber ...
- Möglichkeit 1: Es
ist nichts zu sehen. Ich bin erleichtert, froh, beruhigt, weiß aber wohl, dass
das kein Freiticket für die Zukunft ist.
- Möglichkeit 2:
Sie finden etwas, das man beobachten müsste. Mpfff. Nicht so gut. Auch wenn
dann wahrscheinlich nichts wäre, es würde mich doch in einen Gefühlsstrudel
voll Angst, Wut. Sorge werfen, den ich zwar jetzt auch immer wieder mal habe,
aber nicht so begründet. Und, ich müsste wieder vermehrt zu Untersuchungen,
auch nicht so prickelnd.
- Möglichkeit 3:
Nun ja, was soll ich dazu sagen. Schreikrampf. Mist. Ich will noch nicht
sterben. Aber wenn’s denn so wäre, dass die blöden Dinger in mir werkeln, dann
arrangiere ich mich wohl hoffentlich irgendwie und gestalte den verkürzten
„Rest“ meines Lebens so, dass er für mich stimmt und dass er auch für meine
Liebsten stimmt.
Eigentlich müsste ich jetzt sagen, quod erat demonstrandum,
alles ganz logisch, ich darf kein CT machen, aber so einfach mache ich es mir
nicht, erstmal in Ruhe darüber nachdenken und mit meinen engsten Vertrauten
besprechen und abwägen.
2 Kommentare:
Hallo bianca habe auch tribel negativ g3 ki67 70%
Stehe jetzt mit meinen 48 Jahren vor der scheiss Chemotherapie habe keine Fernmetastasen kein Befall von Lymphknoten. Na ja ganz Schoner Mist.Wie gehts dir heute ?
Gruesse heike
Liebe Heike
Ganz schöner Mist.... du sagst es. Aber gut zu hören, dass die Lymphknoten frei sind.
Mir geht es heute soweit gut, ich muss endlich mal wieder was posten, damit alle wissen, dass es mir gut geht und ich baaaaald zu den Langzeitüberlebenden gehöre und euch da draußen Mut mache, dass "frau" mit Triple Negativ es schaffen kann. Das ist nach wie vor mein Ziel.
Ich drücke dich und wünsche dir Kraft und Zuversicht,
liebe Grüße
Bianca
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