Doch, doch, ich bin’s wirklich, ... ihr wisst schon,
diejenige, die sich lange nicht gemeldet hat. Und wisst ihr was? Ich lebe. Ich
bin nach aktuellem Stand der Untersuchungen vordergründig zumindest krebsfrei. Ein
Lebenszeichen meinerseits ist viiiiiiel zu lange überfällig. Eine Entschuldigung
ist nötig bei all denen, die mir geschrieben haben, weil ich in der Versenkung
verschwunden war. Es tut mir aufrichtig leid, dass ihr euch Sorgen gemacht
habt. Es gibt mich noch, und zwar nach einer – für mich wenigstens – einschneidenden
Lebensveränderung bin ich jetzt gerade auf dem hoffentlich stolperfreien Weg
fort von unerwünschtem Stress und Belastungen.
Die vergangenen drei, vier Jahre waren doch eine
Achterbahnfahrt, die Spuren hinterlassen hat: Chemohirn – wie mein
Zwillingsschwesterchen immer liebevoll zu mir sagt (= mein extremes Sieb-Gedächtnis),
drei kleine Kinder mit ihren berechtigten Ansprüchen an ihre Mami, eine Mami
nach Schock, Chemo und sonstigen Therapien mit übertrieben hohen Ansprüchen an
sich selbst, daneben ein 50%-Job, in dem nach der Rückkehr mehr und mehr
Widerstände auf mich warteten, die eine konstruktive Arbeit unmöglich machten
und – nicht zu vergessen - die
körperlichen Behinderungen, die sich nicht wegdiskutieren lassen, so sehr ich
das auch immer versuche. Mein Lymphabfluss und die muskulären Dysbalancen rechtsseitig
machen mir vermehrt Probleme bei körperlicher Belastung, leider bin ich
absolute Rechtshänderin und wer mich kennt, der weiß, dass ich ... mpfff ... - ich
gestehe - leider unbelehrbar bin und entgegen jeder Vernunft viel zu oft selbst
anpacke, statt um Hilfe zu bitten. „Schatz, könntest du mir bitte die
Wasserflaschen nach hinten schleppen?“... hmmmm... und was, wenn Schatz gerade
nicht da ist? ... Und außerdem und überhaupt... das geht schon ... ist ja nicht
so schwer ... ufff ... aua ... Wenn Bianca nicht hören will, muss sie halt fühlen.
Seufz.
Aber jetzt wird alles besser, oh ja. Beim Job habe ich angefangen,
ich habe gekündigt, ... es passte nach zwölf Jahren einfach nicht mehr, nein,
nicht die Arbeit an sich, die war schön, aber einige wenige Personen dort ließen
mich nachts wach liegen, behinderten meine Arbeit auf subtile und dennoch
gezielte Art und nachdem auch Gespräche nichts halfen und meine
Belastungsgrenze überschritten war, habe ich die längst überfälligen
Konsequenzen gezogen. Eine Neuorientierung ist also angesagt und ich habe nach
langem Hin und Her und Auf und Ab erst kürzlich bewusst entschieden, mir die
Auszeit zu nehmen, die ich mir eigentlich schon längst hätte verordnen sollen ...
mehr Zeit für die Familie ... mehr Zeit für mich ... mehr Zeit für Sport,
Hobbys, Freunde ... mehr Zeit für meine Therapien ... mehr Zeit für meine
Gesundheit.
Die Gesundheit und mein Ziel, zu den langzeitüberlebenden Triple Negativen zu gehören, verliere
ich nämlich vor lauter Übereifer regelmäßig aus den Augen. Das muss anders
werden. Es MUSS. Ich hab’s den Kindern und meinem Mann vor drei Jahren
geschworen. Und mir? Ja, mir auch.
Immerhin hielt das vergangene Jahr auch schöne Meilensteine
für mich bereit. Ich konnte zwei wichtige Erlebnisse
auf meiner „Was-ich-alles-erleben-will-bis-ich-100-werde-Liste“ abhaken: Die Einschulung meines Sohnes und den ersten Chindsgi-Tag meiner 5-Jährigen. Vor drei Jahren war ich realistisch gesehen nicht so sicher, dabei sein zu können. Aber ich war’s, ... voll dabei.