Zwei Ereignisse in diesem Jahr bringen mich dazu, intensiv und differenziert darüber nachzudenken, was denn nach dem Tod kommt. Einerseits ist da meine Krankheit, die mir meine Endlichkeit schmerzhaft plötzlich vor Augen führt und andererseits ist da der Verlust meiner geliebten Mama.
Viele Menschen scheuen vor diesem Thema zurück, ich in meinem bisherigen Leben auch. Zu hören bekomme ich in letzter Zeit häufig, dass ich mir das Thema nicht so stark vor Augen führen sollte. Man könne auch den Teufel an die Wand malen. Andere wiederum gehen sehr sachlich mit dem Sterben um oder meinen, ich solle den Gedanken zulassen.
Und ich? Wie bei allem, was meine Gefühle seit der Diagnose angeht, erlebe ich auch bei diesem Thema eine Berg- und Talfahrt. Mal verzweifle ich schier bei dem Gedanken, früh, zu früh und damit schon bald abtreten zu müssen, falls sich Metastasen bilden sollten. Dann wieder setze ich mich sachlich und distanziert mit meiner eigenen Sterblichkeit auseinander oder ich bläue mir ein, dass ich neunzig werde, denn daran will ich glauben.
Was passiert nun also, wenn wir sterben?
Die gläubigen Christen werden darauf hoffen, eines Tages das Himmelreich Gottes zu erfahren, werden vielleicht aber auch Angst vor dem Fegefeuer haben. Ich glaube weder an das eine, noch an das andere. Meinen christlichen Glauben habe ich bereits vor Jahren nach und nach verloren und im Jahr 2011 gänzlich. Dennoch nehme ich die Gebete für mich von meinen gläubigen Mitmenschen dankbar an. Ein heuchlerischer Widerspruch? Vielleicht, aber jeder, der für mich betet, zieht daraus nebst der Wünsche für mich auch selbst Kraft für sich und bekommt ein gutes Gefühl, sonst würde sie/er es ja nicht machen.
Die Vorstellungen der großen Weltreligionen über das Sterben unterscheiden sich doch sehr stark. Welche hat also Recht? Buddhismus mit Wiedergeburt, Christentum und Islam mit Himmel und Hölle, Judentum mit Auferstehung der Toten? Mein Verstand sagt mir, keine dieser Vorstellungen wird sich bewahrheiten.
Viel gelesen habe ich in letzter Zeit über Nahtoderlebnisse, also Erinnerungen von Menschen die bereits klinisch tot waren und ins Leben zurückgeholt wurden. Einheitlich wird da berichtet, dass sich die Sterbenden selbst gesehen haben, wie sie da liegen und reanimiert werden. Auch die Ärzte, Sanitäter oder andere Personen, die dabei sind, werden teils detailliert beschrieben. Das spricht für die These, dass sich unsere Seele von unserem Körper löst und fortbesteht, zumindest für eine Weile. Die Aussage der meisten „Zurückgeholten“, dass sie sich während ihres Sterbens wohl fühlten und keinen Drang verspürten, zurückzukehren, ist tröstlich. Was ist aber mit dem Schmerz, den man im irdischen Leben bei seinen Liebsten zurücklässt?
Dann setzt sich da aber auch immer wieder meine rationale Seite durch, die derartige Nahtoderlebnisse mit letzten Nervenreaktionen zu erklären versucht. Tief in meinem Innersten erscheint es mir logischer, dass da nichts ist, wenn wir sterben. Einfach ausgeknipst sozusagen. Jeder, der mal bewusstlos war, kennt das Gefühl, weg gewesen zu sein. Weshalb sollten wir also bei Bewusstsein bleiben, wenn wir doch in anderen körperlich extremen Situationen das Bewusstsein verlieren?
8 Kommentare:
Liebe Bianca!
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bete ganz sicher nicht für Dich um ein gutes Gefühl und Kraft für mich zu bekommen! Ich bete um Kraft, Mut und Zuversicht für Dich und Deine Nächsten und dass Gott Dich doch heilen möge!
Ich drücke Dich und denke an Dich!
Sei ganz lieb gegrüsst: Rahel
@ Rahel: Lieb von dir, danke, ich weiß jedes einzelne Gebet zu schätzen, auch wenn ich selbst nicht bete. Das meinte ich auch, es wird kaum jemand beten, der nicht davon überzeugt ist und es somit keinen Sinn für ihn macht oder ihm nicht auch guttut. Dd
Hab' Dich lieb!!!!
hmm..., mit dem tod könnte man ja noch leben - schlimm sind nur die lücken, die er reisst und hinterlässt.
das kann einen schon in grübeln bringen - ganz besonders, wenn es sich um eine mutter handelt.
diesen beiden schwestern gings beim tod ihrer mutter nicht anders...
youtube: allison moorer & shelby lynne - is heaven good enough for you
ich hoffe, sie sind genug bei kräften, um mit ihrer familie diese zeit geniessen zu können, wo sich der sommer so prächtig gegen das ende stemmt. und noch mehr hoffe ich, dass sie dereinst, als altes weib, diese tage besonders geniessen können.
schönen sonntag,
auguste
@ Auguste
Danke für die Wünsche, freue mich auf den Altweibersommer, in doppeltem Sinne.
Liebe Bianca
Es fällt mir schwer, sehr schwer, dazu was in Kommentarform zu sagen.
Ich werde versuchen, Dir in den nächsten Wochen drüben - nein. KEINE Antwort, abver einige Gedanken dazu zu geben.
Bis dahin:
Bhüet's Eu der lieb Gott!
@Felix: Bin gespannt auf deine Sicht. :-)
Vom Beten
Liebe Bianca
Du schreibst DAS:
"jeder, der für mich betet, zieht daraus nebst der Wünsche für mich auch selbst Kraft für sich und bekommt ein gutes Gefühl, sonst würde sie/er es ja nicht machen."
Lass mich dazu was sagen, sehr persönlich, und NUR aus meiner ureigenster Sicht und meinem ureigenstem Erleben:
Erstens kann ich nur für Menschen beten, die ich kenne, und die das auch wünschen.
Zweitens bedeutet das Beten für andere - so wie ich das verstehe - vor allem Arbeit, Einsatz für einen lieben Menschen. Heisst, dass nach nach einem Gebet so recht "dure" sein mag.
Und ob ich danach ein gutes Gefühl habe? Eigentlich NEIN, weil ich ja, mit meinem Gebet helfen möchte, aber, weils ja nur ein Gebet war, ich nicht weiss, ob dem betreffenden Menschen auch geholfen wird!
DA herrscht Hilflosigkeit!
Und Glauben.
Dass die ganze Scheisse denn irgendwie doch noch zum Guten sich entwickeln möchte.
Wünsch ich euch doch herzlich!
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